Jugendbegegnung der Tanz und Späldeel Leba in Brasilien
Am 20. Juli 2017 sollte es endlich soweit sein, extrem aufgeregte Mitglieder der Tanz und Späldeel Leba treffen sich am Flughafen in Nürnberg.
Nach über 24 Std Flugzeit über Frankfurt und Sao Paulo kommen wir endlich in Vitoria, der Hauptstadt von Esperito Santos an. Erwartet werden wir von der Leiterin der Gruppe Hochlandtanz Gisela, und einem Gemeindevertreter, die beide recht gut Deutsch sprechen. Weiter geht’s noch ca. 2 Std. mit dem Bus nach Santa Maria de Jetiba, wo wir im großen Rathaussaal von fast der ganzen Gemeinde und dem Bürgermeister herzlich begrüßt werden.
Am nächsten Morgen nach dem Frühstück zeigt uns Gisela die Stadt Santa Maria de Jetiba. Die Stadt wurde Mitte des 19. Jahrhunderts von vor allem aus Pommern stammenden Deutschen Einwanderern gegründet. Wir bekommen die ersten Eindrücke, wieviel Deutsche und vor allem pommersche Kultur hier erhalten wurde. Überall sieht man deutsche Schriftzüge und den pommerschen Greif an den Hauswänden. Viel Zeit bleibt allerdings nicht, denn schon am frühen Nachmittag soll unser erster Auftritt beim 37. Festa do Colono (Kolonistenfest) stattfinden. Der Erfolg unseres Auftritts haut uns fast um, jeder will ein Foto mit uns Deutschen haben, so dass wir uns fast wie Filmstars vorkommen.
Abends gehen die Mitglieder der Gruppe Hochlandtanz wieder mit uns auf das Kolonistenfest, wo jetzt sehr laute brasilianische Rock/Pop Musik gespielt wird. Die Brasilianer tanzen dazu gerne ihren typischen „Forró“ ähnlich unserem Discofox. Es war ein sehr lauter, aber auch sehr lustiger Abend.
Am nächsten Tag den Sonntag sollten wir nochmal am Nachmittag beim Kolonistenfest tanzen. Außer uns tanzten dort auch noch verschiedene andere Folkloregruppen. Mit einigen wurde dann auch zusammen ein paar Polkas gedreht. Und wieder gab es ein langes Fotoshooting.
Montag den 24.07. sollten wir einen Workshop für die verschiedenen Tanzgruppen aus Santa Maria de Jetiba leiten. Es kamen 5 verschiedene Tanzgruppen mit insgesamt ca. 50 Personen. Nach einem gemeinsamen Aufwärmen wurden 4 verschiedene alte pommersche Tänze einstudiert. Unsere Musikerinnen Karin und Bianca spielten sich die Finger wund und wurden auch immer wieder aufgenommen. Geredet und erklärt wurde mit Händen und Füßen, auf Deutsch, teils Pommerisch Platt, ein bisschen Portugiesisch oder Englisch. Es zeigte sich mal wieder deutlich: Tanzen verbindet und braucht nicht viel Sprache.
Am Abend zeigten wir dann unser gelerntes in Tracht einem großen Publikum. Jede Gruppe durfte noch einen Tanz aus seinem eigenen Repertoire zeigen und dann wurde das Programm mit dem pommerschen Krakowiak beendet. Mit einem gemeinsamen gemütlichen Abendessen, an dem noch viele interessante Gespräche geführt wurden, endete dieser wunderschöne, erfolgreiche Tag.
Die nächsten zwei Tage dienten dazu um das Land und ihre Kultur kennen zu lernen. Wir besichtigten das Pommernmuseum, in dem eindrucksvoll beschrieben und ausgestellt war, was für ein schweres Leben die Einwanderer damals hatten und lange Zeit führen mussten. Außerdem durften wir eine brasilianische Schule besuchen und bekamen Einblick in das brasilianische Schulsystem. In den Schulen wird Pommerisch Platt als Unterrichtsfach angeboten. Dieses Plattdeutsch ist in Deutschland inzwischen komplett ausgestorben, wir durften bei einer Vorschulklasse eine Unterrichtsstunde mitmachen, was allen Beteiligten einen riesen Spaß bereitete.
Außerdem besuchten wir in der Hauptstadt Vitoria das Kloster Convento da Penha, von dem man einen wunderschönen Ausblick auf die ganze Stadt und den Hafen hatten. Da der Verkehr etwas sehr dicht war und wir ewig im Stau standen, fiel unser Strandaufenthalt danach leider fast aus. Aber um mit den Füßen ein bisschen im Meer zu plantschen hat es dann doch noch gelangt.
Ein großes Highlight für uns war der Besuch einer typischen brasilianischen Farm. Dort gab es eine Menge Tiere, unter anderem einen weißen Pfau, zu bewundern, aber viel mehr Anklang fanden die vielen verschiedenen exotischen Früchte, die wir direkt vom Baum probieren durften. Da bei dieser Farm auch ein Kicker rumstand, wurde kurzerhand das Länderspiel Deutschland-Brasilien angepfiffen. Brasilien gewann mit 7:3.
Natürlich gab es auch noch einen offiziellen Empfang im Rathaus beim Bürgermeister mit gegenseitiger Geschenkeübergabe. Hier versprach uns der Bürgermeister, dass uns Vertreter der Gruppen aus Santa Maria de Jetiba im Jahre 2019 in Deutschland besuchen werden. Der Jubel auf beiden Seiten war sehr groß.
Mittwoch, den 26.07., besuchten wir abends noch einen evangelischen Gottesdienst, in dem wir auch ein Liederpotpourie vorstellten. Es gibt für diese eine Gemeinde 5 verschiedene Pfarrer, die immer im Wechsel den Gottesdienst gestalten, leider haben wir die Pfarrerin erwischt, die kein Deutsch sprach und so genossen wir einen 2 Stündigen Gottesdienst auf Portugiesisch, was dann doch etwas anstrengend war.
Ein weiteres Highlight war der Besuch des Nationalparks Pedro Azul (blauer Berg). Bei wunderschönem sonnigem Wetter (und das im Winter) erklärte uns unser Dolmetscher „Armindo“ die vielen verschiedenen Pflanzen und Tiere der Gegend.
Am Samstag, den 29.07., gestalteten wir einen weiteren Tanzworkshop, diesmal in Domingos Martin. Hier stammen die Einwanderer überwiegend aus dem Hundsrück, aber auch aus Pommern und Italien. Zu diesem Workshop kamen 7 verschiedene Tanzgruppen aus dem ganzen Bundesstaat Espirito Santo mit insgesamt ca. 60 Teilnehmern. Es wurde wieder ein lustiger, schöner und erfolgreicher Tag. Es wurden 4 pommersche Tänze und auch noch 2 Kindertänze einstudiert. Die Gruppen bekamen die Möglichkeit die Musik zu den Tänzen aufzunehmen.
Am Schluß bekam jeder der Teilnehmer eine Urkunde auf portogiesisch überrreicht. Am Abend wurde dann nach einem gemeinsamen Abendessen ausgelassen gefeiert. Wild wurde durcheinander brasilianischer Forró, Samba, aber auch ein Schuhplattler oder eine pommersche Polka getanzt. Einige die keine Lust mehr hatten zum Tanzen, spielten gemeinsam Karten oder unterhielten sich einfach. Die Sprachprobleme spielten hier überhaupt keine Rolle.
Am nächsten Tag zeigten alle Teilnehmer des Workshops ihre erlernten Tänze in Tracht am Winterfest in Domingos Martin.
Der Bürgermeister von Domingos Martin gratulierte uns dann noch nach unserem Auftritt und überreichte Geschenke. Wiedermal wollte das Fotoshooting kein Ende nehmen und zum Abschied floss die eine oder andere Träne.
Wiedermal fuhren wir auf abenteuerlichen Wegen mit dem Bus durch die wunderschöne Landschaft Brasiliens. Am Flughafen von Vitoria trennten sich dann unsere Wege, für die einen ging´s heimwärts, während der Rest noch drei Tage mit der Gruppe Hochlandtanz erleben durfte.
Zum einen gestalteten sie noch einen Musikworkshop in Vitoria bei einer Gruppe, die wir beim Tanzworkshop kennen lernen durften. Außerdem besuchten sie noch die Wasserfälle Cascata do Galo und durften sich einige der Arbeitsplätze von unseren Gasteltern anschauen.
Am Abend des 02.08. gab es dann noch ein großes Abschiedsfest, bei dem natürlich wieder die ein oder andere Träne vergossen wurde.
Abschließend gibt es zu dieser Reise nur zu sagen: Es war so wunderschön, erlebnisreich mit ganz vielen neuen Erfahrungen- und wir haben ganz ganz viele neue Freunde gefunden. Leider haben wir 3 Wochen nach unserer Heimkehr davon erfahren, dass von der Gruppe Bergfreunde aus Domingos Martin bei einem Busunglück 11 Mitglieder verstorben sind. Dieses Ereignis überschattet jetzt leider unsere Gedanken, wenn wir an diese traumhaft schöne Reise zurückdenken.
Diese internationale Jugendbegegnung wurde gefördert aus den Mitteln des Kinder und Jugendplans durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend